Etwas Besseres als die Freiheit

Wolfgang Frömberg

„Unser aller Glück wird erst sein, wenn die Menschen sich in ihrer Verzweiflung so erheben, wie die Erde sich aufbäumt beim Ausbruch eines Vulkans.“

Ursula Heller und Werner Sonnenschein waren prominente Figuren der Achtundsechziger-Bewegung. Ihre Kommune Heller Sonnenschein wurde bei einem Brand zerstört, den sie womöglich selbst gelegt hatten. Seitdem leben sie zurückgezogen in einem Haus in der Eifel, das mehr zu sein scheint, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ihr Sohn Leo Heller hat in seinem Roman Etwas Besseres als die Freiheit mit ihnen abgerechnet und damit fast zufällig einen Bestseller produziert. Leos Frau, die Vulkanologin Victoria Heller, liest das Buch erst viele Jahre später und beginnt, die berüchtigten Schwiegereltern heimlich zu besuchen – bis zu deren Tod. Das Haus wird nicht nur sie nie mehr loslassen.

Wolfgang Frömberg erzählt in Rückblenden und Gesprächen, Visionen und Träumen eine moderne Schauergeschichte über Liebe, Widerstand, Ohnmacht und Verbrechen. 

Pressestimmen

"Gerade die verschachtelte Erzählweise eröffnet einen Raum, in dem Geschichte nicht von oben herab diktiert wird, sondern als lockeres Nebeneinander erscheint. Doch geht es nicht um die Reaktivierung von Erinnerung. Wie im Titel angedeutet, geht es um die Freiheit, um die Verästelungen mannigfacher Freiheitsansprüche und um die Hoffnung auf Freiheit." Philipp Goll, fluter

"Frömberg macht sich nicht gemein mit einer seiner Figuren. Auch leistet er im Unterschied zu seiner Figur Leo Heller keine großspurige Erinnerungsarbeit, die sich in den zeitgeschichtlichen Koordinaten festbeißt, sondern gestaltet die Rückschauen sehr intim, manchmal fast schon rosarötlich kandiert. Hier Viktorias Fund eines Glitzersteins als geologisches Erweckungserlebnis, dort Zoras erster Kuss - das Private ist possierlich, Politik scheint lediglich als Patina am Rande auf und frisst sich doch beharrlich in die Mitte aller Biografien. Diese zurückhaltende Erzählhaltung, die Ereignisse ohne Anspruch auf Vollständigkeit nachbarschaftlich arrangiert und dabei auf angedeutete Korrelationen oder ironisches Zwinkern verzichtet, scheint etwas absolut Neues zu sein. Das mag zwar hin und wieder etwas krumm gewachsen wirken, generell aber ist "Etwas Besseres als die Freiheit" in seiner Neuartigkeit eine im positivsten Sinne aufkratzende und verwirrende Leseerfahrung." Moritz Scheper, taz

"Die Prosa von Wolfgang Frömberg entwickelt einen Sog, dem sich der Leser nicht zu entziehen vermag – bisweilen wähnt man sich unter einer Glasglocke. Äußere Einflüsse werden ausgeblendet, man möchte die Metaebenen des Romans durchdringen und die zahlreichen Nebencharaktere kennenlernen. »Etwas Besseres als die Freiheit« ist ein Roman von beeindruckender Qualität und Nachhaltigkeit, der die deutsche Literatur in Bewegung versetzen wird – hoffentlich." Martin Willems, junge Welt

"Das Netz von »Etwas Besseres als die Freiheit« ist kunstvoll und hauteng gestrickt. Einmal drin, kommt man nicht wieder raus. In diese Erkenntnis der Figuren reiht man sich als Leser nahtlos ein. Ein akribisches, fast besessenes Buch, dem es scheinbar mühelos gelingt, nicht an dem selbst losgelassenen Schwarm zu scheitern. Sondern in seiner Vielstimmigkeit aufzugehen. »Das Ende der falschen Geschichte« wird es nie geben, das ereilt Leo Heller und damit spielt Frömberg. Aber dennoch entbindet dieser Umstand den Einzelnen nicht von seiner verdammten Menschwerdung. Daran lässt das Buch kein Zweifel. Große Leistung, große Literatur. »Don’t hate the player, hate the game!«" Linus Volkmann, Intro

"... hat sich Frömberg zu einem reiferen und vielschichtiger agierenden Schriftsteller entwickelt. Neben dem Kölner Alltag, den er manchmal mit anderen Mitteln aber ähnlicher Ambivalenz beschreibt wie Rolf-Dieter Brinkmann, erforscht er die Untiefen seiner mit der deutschen Geschichte kämpfenden Figuren mit zunehmend stilistischerer wie genre-übergreifender Raffinesse. (...) Mit subtiler Virtuosität verzahnt der Autor zahlreiche dramaturgische und temporale Ebenen ineinander, die man als eine Literatur der produktiven Unruhe bezeichnen könnte. Tim Stüttgen, Spex

"Er zeigt, dass die Geschichte nicht immer von vornherein ausgemacht ist und man sich nicht zwischen binären Konstruktionen wie abstraktem Radikalismus oder Kunst entscheiden muss. Wie schwierig es ist, das Türchen zwischen Privatem und Politischen, zwischen Hier und Jetzt und Da und Damals zu öffnen, macht diese Geschichte der Gegenwart fast unheimlich deutlich." Pascal Jurt, konkret

"...dass man (...) mit diesen Figuren mitfiebert, ergibt sich aus der schlüssigen Konstruktion des Romans und ist ein Zeichen für Frömbergs erzählerisches Können." Felix Bayer, Musikexpress

"In seinem Debütroman „Spucke“ schrieb der Kölner Ex-spex-und-jetzt-Intro-Redakteur, der infolge der spex-Umstrukturierung 2006 entlassen wurde, über den Kampf der Spucke-Redaktion gegen die Spucke-Umstrukturierung. Mit dem Nachfolger „Etwas Besseres als die Freiheit“, den Frömberg in Renates Literatursalon vorstellt, versucht er sich jetzt eher an der Great (aber kurzen!) German Novel inklusive SS, 68, ФУЗИОН – wie ein post-postmoderner Meinecke, ohne Sampling und mit Handlung." Steffen Greiner, The Greatest

Hier geht es zum Gespräch mit Wolfgang Frömberg auf WDR3 Mosaik über 'Etwas Besseres als die Freiheit'

"Der Roman zeichnet einerseits die Gespräche zwischen Victoria und den Schwiegereltern auf, schlägt andererseits aber auch einen gigantischen Bogen vom Zweiten Weltkrieg über den Summer of Love 1967 zum Radikalienerlass 1972, über den "heißen Herbst" der RAF 1977 ("Das Zauberwort der RAF hieß Volksbefreiung.") zur Anti-Hippie-Revolution des UK-Punk, bis zum Schluss zwei Passagierflugzeuge im New Yorker World Trade Centerexplodieren und alle Hoffnungen in Brand setzen. Nur was bringt es, die Welt anzuzünden? Dieses Motiv wird komplett durchgezogen, auch hier wieder von der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten 1933 über die Black-Power-Parole "Burn Baby, Burn", den Kaufhaus-Brandstiftungen am 2. April 1968, an denen die späteren RAF-Terroristen Andreas Baader und Gudrun Ensslin beteiligt waren, bis zur vermuteten Brandstiftung von Ursula und Werner, die ihre eigene Kommune angesteckt haben sollen, um die Versicherung zu betrügen. "Seinen Ruf hat er nur dem historischen Zufall, dass er unser Kind ist, und seinen davon herrührenden Wunden zu verdanken", werden die Eltern über ihren Sohn später urteilen: und damit auch den letzten Rest ihrer Existenz anstecken. "Etwas Besseres als die Freiheit" ist ein Buch, das von innen her brennt." Jan Drees, 1Live